PROJEKTE

Project Schloss Bruck, Lienz

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Ort Lienz, Osttirol (AUT)

Baujahr 2000

GENERALSANIERUNG MUSEUM SCHLOSS BRUCK / LIENZ

Eine Verteidigungsanlage an diesem Ort, einem Fels Kopf am Eingang ins Iseltal, den Stürmen und Wetterattacken des Tauernwindes ausgesetzt ist verständlich, aber hier zu Wohnen bedarf es schon eines besonderen Willen über dem Lienzer Talkessel zu thronen, zu sehen und gesehen zu werden und den Wetterunbilden zu trotzen.

Das Arbeiten in der vielschichtigen Substanz erinnert mich an chirurgische Eingriffe, kaputte, morsche, fehlende Teile werden ersetzt durch Ersatzteile, Prothesen, Implantate.
Die Implantate sind geprägt von der machtvollen Sturheit des Ortes.

Seit der Gründungszeit um 1280 hat die ehemalige Residenz der Görzer Grafen neben der ursprünglichen Funktion als Verteidigungsanlage verschiedenste Nutzungen wie Brauerei, Kaserne, Krankenhaus, Schule, etc durchlebt.

Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Gebäude entsprechend den damals verfügbaren Mitteln saniert und als Volkskundemuseum adaptiert und hat bis heute ein eher ungeliebtes Dasein als teures sanierungsbedürftiges Kulturerbe gefristet.

Im Zuge der Tiroler Landesausstellung 2000 wurde das Museum Schloss Bruck / Lienz generalsaniert und einen zeitgemäßen Museumsbetrieb ermöglichen.. Das Thema „ca 1500“ umfasst grenzüberschreitend gemeinsam mit den Provinzen Südtirol / Brixen und Trentino / Besseno die Zeitenwende um 1500.

In enger Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt wird mit umfangreichen Rückführungsmaßnahmen die mittelalterliche Substanz des ehem. Regierungssitzes aus den unzähligen Schichten der jahrhundertelangen Adaptierungen herausgeschält.

Die für ein zeitgerechtes Museum nötigen Einbauten und Adaptierungen werden mit einem der Burg würdigen, eindeutigen Kulturanspruch unserer Zeit erfüllt.

Implantate:

Zwingerstiege:
Zur benutzerfreundlichen Erschließung des westlichen Burgtraktes aus dem 17.Jhdt wurde eine zusätzliche Stiege erforderlich. Mit dem Durchbruch eines Gewölbes werden drei Geschosse erschlossen. Der Eingriff in die Bausubstanz bleibt sichtbar, die Schnittfläche des Gewölbes erklärt die Statik des Gewölbebogens. Die Zwickelfüllungen werden burgarchäologisch untersucht, die gefundenen Objekte vor Ort ausgestellt. Die Treppe ist didaktisches Objekt, im Begehen werden die Zeitfolgen des Schlosses erlebbar.
Querschnitt durch die Burggeschichte: Abgraben bis auf den Burgfelsen, Freilegen der ersten Ringmauer und Fundamente des Bergfrieds. Sichtbarer Schnitt durch das Gewölbe des 17.Jhdts, Freilegen der ursprünglichen Burgmauernkrone und Zinnen.
Freitragendes Faltwerk / Stahlblechwanne aus 8, bzw 12mm Stahlblech, Handlauf als Aussteifung des Blechrandes. Gewicht ca 8to, 3 Geschosse und Brücke zum Bergfried. 4 Auflagerpunkte.

Medienraum:
Film und Vorführraum für ca 50 Sitzplätze:
Adaptierung des ehem. Kellergewölbes durch Einbau einer Gitterrosttribüne. Die ursprüngliche Raumproportion bleibt erlebbar.

Museumskaffe und WC – Anlagen in den ehem. Stallungen und der Esse der Burg:
Das WC ist als schwarze Box in das Gewölbe gestellt, der Glasdeckel integriert das Gewölbe und die freigelegten rußigen Gewölbeteilen.

Zwingerdachboden:
Bei der statischen Sicherung der Zwingergewölbe mussten diese freigelegt werden. Die Flächen für den Projektraum der Museumspädagogik und Kinderspielbereich werden als Holzboxen in den Dachstuhl gehängt.

Zwingerdach:
transparente Passerelle als regensicherer Ausgang zur Garderobe. Tragendes Zick/Zack Stahlrohr auf dünnen Pendelstützen mit darunter eingehängtem Glasdach.

Verwaltung / Archiv:
Bauteil aus dem späten 19. Jhdt. Die Zwischenwände werden entfernt und die neue Raumteilung des Großraumes, geschieht ähnlich wie in den großen Wohnräumen des Mittelalters durch eingestellte Holzboxen.

Ausstellungen (Auswahl)

Chinas Reich der Töne und Farben
Ethnische Volksgruppen in der Chinesischen  Provinz  Guizho  / 2008

Phänomen Maske Das andere Gesicht  / 2004

Landesausstellung 2000  – circa 1500 / 2000

Die vergessenen Himmel – Wallfahr(t)en in Osttirol  / 2003

Albin Egger Lienz  / 2001

Blick zurück. Museums-und Sammlungsgeschichte / 2007

Albin Egger-Lienz / Lois Anvidalfarei / 2015

 

Mitarbeit: Ulrike Plos

Fotografie: Zita Oberwalder

Veröffentlichung:
emerging architecture2 , Springer Verlag, Otto Kapfinger
architektur und bauforum, 209/dez2000
Bauen in Tirol seit 1980, Anton Pustet

Preise:
Tiroler Museumspreis, 2007